In another life...

Still und heimlich hatte sie sich beim Training der Basketballmannschaft in die Sporthalle geschlichen und es sich auf der Tribüne bequem gemacht. Keiner der Jungs hatte sie wahr genommen, da sie alle mehr als nur fixiert auf ihr Spiel waren. Im Grunde war es Antigone nur Recht so, denn sie fragte sich – wie den ganzen Tag eigentlich schon – ob das wirklich richtig war, was sie hier machte. Es war ihr vorletztes Jahr an der Mittelschule. In gut zwei Jahr würde sie wegziehen und versuchen sich ihren Traum zu verwirklichen, endlich ein Junge zu werden. Sie hatte sich geschworen, in keinster Weise auf Irgendjemanden einzulassen und erst recht nicht auf Ruvel. Sie liebte ihn, daran bestand kein Zweifel und auch er hatte ihr schon mehrfach klar gemacht, dass sein Herz für sie schlug und er nur wirkliche Absichten bei ihr verfolgte. Nicht so wie manche andere Typen, die sie einfach nur ins Bett kriegen wollten um behaupten zu können, sie hätten mit ihr geschlafen. Und dennoch hatte sie sich – eigentlich! Darauf lag hier die Betonung! - geschworen, niemals auch nur mit den Gedanken zu spielen, Ruvel wegen einer Beziehung zu fragen. Tja, dennoch hatte sie sich heute auf den Weg hierher gemacht, um ihm die letzten zehn Minuten oder so beim Training zuzusehen und dann mit ihm zu reden – oder doch lieber die Flucht zu ergreifen. Noch hatte sie die Chance dazu, denn immerhin hatte sie noch keiner gesehen. Im Grunde könnte sie einfach wieder aufstehen und – nein, sie würde hier bleiben. Wenigstens die zwei Jahre wollte sie mit ihm zusammen sein, auch wenn sie nicht unbedingt mit ihm schlafen würde. Dafür hatte sie den falschen Körper, es würde sich einfach nicht richig anfühlen.
Dennoch wollte sie gerade einfach nur zu ihm gehören – nur zu ihm.
Genau in diesem Moment wurde das Training beendet.
Langsam stand Antigone auf und machte sich auf den Weg zur Treppe, welche sie hinab ging um das Spielfeld zu betreten. Sie hatte sich einen Rock angezogen, der ihr bis kurz vor den Knien reichte – ein weißer welliger Rock, zu dem sie weiße Ballerinas trug – und eine bauchfreis Jeansoberteil, welches ihre weiblichen Rundungen da oben – die Hingucker für so gut wie jeden Mann – versteckt waren, ehe es knapp darunter zu einer Schleife gebunden wurde – so zur Dekoration verstand sich. Oder so ähnlich, wie man es auch nehmen wollte. Die ersten Spieler erblickten sie und pfiffen ihr hinterher, doch interessierte es das junge Mädchen herzlich wenig. Zielsicher hielt sie auf Ruvel zu. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr bis knapp den Schulterblättern reichte. „Ruvel, hast du eben Zeit? Wir müssen reden!“
Ohne groß eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich wieder um und ging vor – einfach mal hoffend, dass Ruvel ihr folgen würde. Sie verschwand duch die Tür des Raumes, wo so manche Sportgeräte aufbewahrt wurden, die keine Basketballbälle waren, sodas sie hier – hoffentlich – mehr oder weniger ungestört von den anderen Teamkollegen von Ruvel reden konnten. Reden über eine wohlmögliche Beziehung oder was die Zukunft sonst noch so brachte.